Pilgern im Mostviertel – ich bin dann mal weg …
Nach etwas mehr als sechs Jahren ist es mal wieder soweit, ich nehme mir eine Woche Auszeit, um auf Pilgerreise zu gehen. Dieses Mal jedoch nicht auf den Jakobsweg, der mir mittlerweile fast schon etwas zu kommerzialisiert erscheint, sondern nach Österreich, ins schöne Mostviertel. Mit auf Reisen gehen meine Erwartungen, meine Befürchtungen und natürlich die große Lust auf Neues!
Pilgern ist hoch im Trend, spätestens, nachdem sich Paulo Coelho und wohl durch ihn inspiriert, später auch Hape Kerkeling dem Thema literarisch gewidmet haben. Auch mich fasziniert das Pilgern und die damit verbundenen Erfahrungen (die sich mittlerweile sogar wissenschaftlich belegen lassen). Pilgern stärkt nachhaltig das Kohärenzgefühl, es dient der Sinnfindung / -stärkung und wirkt sich somit gesundheitsfördernd, im ganzheitlichen Sinne aus.
Vor einigen Jahren war ich auf den Spuren der Jakobspilger unterwegs, von St. Jean Pied de Port, über die Pyrenäen, bis hin nach Burgos. Zehn Tage habe ich dafür gebraucht und bin das Ganze damals wohl etwas zu sportlich angegangen. Das Ziel des Ankommens vor Augen habe ich das eigentliche Ziel des Weges vollkommen aus den Augen verloren und mich statt dessen, im sportlichen Ehrgeiz verbissen, im wahrsten Sinne des Wortes vorangekämpft. Gemeinsam mit ca. 125.000 anderen Pilgern. Von ruhiger innerer Einkehr keine Rede. – Was für ein Quatsch. Doch ich will auch diese Erfahrung nicht zu vorschnell abtun, denn vielleicht war ja gerade das, die für mich wichtige Erfahrung, denn verändert hat sich durch diese Reise im Nachhinein so einiges.
Ich weiß jetzt, dass ich mein eigenes Tempo finden muss, fürs Pilgern ebenso, wie für alles andere im Leben. Diese Erfahrung hat mich außerdem gelehrt, dass ich den Genuss nicht zu kurz kommen lassen darf, denn sonst ergibt die ganze Unternehmung einfach keinen Sinn. Schließlich muss ich mich nicht Selbstkasteien, um mir selbst wieder ein Stück weit näher zu kommen. Ich sollte lediglich achtsam und offen sein, den Erfahrungen und Erkenntnissen gegenüber, die mir der Pilgerweg offenbart. Denn schließlich ist das, das eigentliche Ziel des Aufbruchs. Man verlässt das Gewohnte, Vertraute und Routinierte, um wieder wachsam zu werden, sich selbst, den eigenen Bedürfnissen und schließlich auch dem ganz eigenen und individuellen Lebenssinn gegenüber.
Gerade der Fußweg dient dazu, sich im wahrsten Sinne wieder mehr zu spüren, was ich auf diesem Wege und bei meiner momentanen körperlichen Verfassung wohl mehr erfahren werde, als mir lieb sein wird. 🙂 Jetzt sind wir dann wohl bei den Befürchtungen angekommen. Ach was, die schiebe ich jetzt ganz bewusst einmal beiseite und folge dem alten rheinischen Motto: „Et hät noch immer jot jejange!“ Hoffen wir mal das Beste! …
An dieser Stelle gebührt mein Dank übrigens der lieben Elena, auch als Creativlena bekannt! Sie hat mich nicht nur zu dieser Pilgerreise eingeladen, sondern vor allem durch ihre positive, fröhliche Art Mut gemacht, mich überhaupt mal wieder auf das Pilgern einzulassen. Ich freue mich darauf und somit wären wir dann auch bei meiner ungebremsten Lust auf Neues angelangt …
Neu ist für mich natürlich das Mostviertel, auch Niederösterreichs Viertel der Verführung genannt und als absolutes „Genussrefugium“ beschrieben. Wenn sich das nicht vielversprechend anhört. Wie heißt es bei Oscar Wilde so schön, „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.“ So will ich es halten!
Mein Weg wird der Via Sacra sein, Österreichs ältester Pilgerweg. Er führt von Wien, durch den Wienerwald und das Mostviertel, nach Mariazell. Übernachtungen sind geplant in Hinterbrühl, im Hotel Höldrichsmühle, in Klein-Mariazell, beim Kirchenwirt, in Lilienfeld, einer klassischen Pilgerstation auf dem Via Sacra, in Annaberg, im Gasthof Meyer und schließlich im Hotel Kirchenwirt, in Mariazell.
Auf der Rückreise wird die Fahrt mit der Mariazellerbahn sicherlich noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis. Tja und dann geht es auch schon wieder heimwärts, mit hoffentlich vielen Eindrücken und Erfahrungen im Gepäck! Ihr dürft also gespannt sein …
Falls Ihr eigene Pilgererfahrungen, Tipps und Vorschläge habt, freue ich mich natürlich, wenn Ihr diese mit mir teilt!
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