Auf dem Jakobspilgerweg durch das Bergische Land
Ich trage ja die tiefe Überzeugung in mir, dass alles in unserem Leben dazu dient, uns in irgendeiner Form in unserer Entwicklung voranzubringen. Sicherlich ist uns das nicht immer bewusst und manchmal haben wir vielleicht auch den Eindruck, dass uns zu viel abverlangt wird oder der tiefere Sinn einer Erfahrung sich uns so überhaupt nicht erschließt. Wir grübeln uns das Hirn wund und treten dennoch auf der Stelle. Für mich heißt die Zauberformel in diesem Zusammenhang dann „Abstand“ – „Innehalten“ – Beobachten“! Als hilfreich habe ich dabei in vielen Situationen das Wandern in der Natur erfahren. Das Pilgerwandern ist in dieser Beziehung sicherlich nur eine Variante, die durchaus spirituell sein kann, aber es noch nicht einmal sein muss …
Pilgern auf dem Jakobsweg
Den Pilgerweg von Odenthal nach Köln habe ich mit einer lieben Freundin zurückgelegt. Im Nachhinein habe ich fast den Eindruck, dass dieser gemeinsame Weg, auf den Spuren des Heiligen Jakobus, uns in einer ganz besonderen Art und Weise „Erleuchtung“ gebracht hat. Was für uns beim Start dieser Route sicherlich nicht das erklärte Ziel der Wanderung war.
Nachdem wir uns in Odenthal auf einem Supermarktparklatz haben absetzen lassen, konnten wir gleich nach dem Überqueren der Straße bereits das erste blaue Schild mit gelber Jakobsmuschel entdecken. Von da an hieß es nur noch diesen Markierungen folgen. Begleitet von dem kleinen Flüsschen Dhünn, genossen wir die bergische Landschaft und gaben uns unseren Gesprächen hin, die bei dieser besonderen Wanderung einfach nicht abzureißen wollten.
Gespräche beim Pilgern
Abwechselnd vertrauten wir uns Geschichten aus unserem Leben an, lachten miteinander und brachten uns gegenseitig zum Nachdenken und Staunen. Wobei wir die Ernsthaftigkeit unserer fast beiläufigen Erkenntnisse sicherlich zunächst noch gar nicht erfassen konnten. Doch jetzt beim Aufschreiben des Erlebten wird vieles von dem, was wir miteinander ausgetauscht haben und was ich mir aus diesem Pilgerweg an Erkenntnissen mitnehme, noch einmal mehr als deutlich.
Was es vielleicht doch dieser besondere Weg, der unseren Gesprächen eine solche tiefe gegeben hat? Bei unseren bisherigen gemeinsamen Wanderungen waren wir eigentlich immer mehr auf die Schönheit der Landschaft, auf das zu erlebende Abenteuer und auf die Anstrengung fokussiert. Doch dieses Mal sind wir regelrecht in uns gegangen. Gemeinsam und im gegenseitigen Austausch, was ich als sehr bereichernd empfunden habe. Auf diese Weise konnten wir nicht nur einen Blick auf meine eigenen Gedanken und Emotionen werfen, sondern auch in die des Gegenübers, was unseren Gesprächen eine weitere wertvolle Dimension eröffnet hat – die des Gegenübers, des Freundes, der Anteil nimmt, am eigenen Leben, an den eigenen Sorgen ebenso, wie an den eigenen Freuden. Schon ein wenig verwunderlich, dass uns das ausgerechnet auf unserem ersten gemeinsamen Pilgerweg widerfährt, wo wir doch schon so oft gemeinsam unterwegs waren.
Wandern auf Pilgerwegen
Pilgerwege sind definitiv anders, als gewöhnliche Wanderwege, soviel steht fest. Sie sind nicht auf die Schönheit der Natur und den Abenteuerfaktor ausgelegt. Ganz im Gegenteil, sollen sie vielleicht auch nicht ganz unbewusst an manchen Stellen besonders beschwerlich sein. Wege zur Erkenntnis sind grundsätzlich nicht einfach zu bewältigen und können mitunter beschwerlich und schmerzhaft sein. Auch müssen wir, um der Erkenntnis willen, sicherlich so manche „Durststrecke“ in Kauf nehmen. Wege die weniger schön zu gehen sind, weil sie nicht durch schöne Erlebnisse oder Ereignisse ablenken, sondern uns immer wieder auf uns selbst und die Lebensaufgabe zurück werfen, die gerade in unserem Leben ansteht.
All das bedeutet Pilgern und all das bedeutet Leben, mit all seinen Facetten, den schönen wie den weniger schönen, den angenehmen, wie den weniger angenehmen. Dies gemeinsam zu tun empfinde ich hier und heute als Bereicherung, vorausgesetzt man ist mit dem richtigen Weggefährten unterwegs!
Auch diese Erkenntnis lässt sich spielend auf das Leben übertragen. Wieviel Erkenntnis doch in einem einzigen kleinen Pilgertag stecken kann. Ich bin begeistert und neugierig auf mehr!
Vielleicht wollt Ihr aber trotzdem noch ein wenig mehr über diese Pilgeretappe von Odenthal nach Köln erfahren, die Ihr übrigens in dem Buch „Jakobswege, Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1“ findet?
Der Weg von Odenthal bis Dünnwald führt durch wirklich schöne Waldgebiete des Bergischen Landes. Danach folgt der nicht mehr ganz so reizvolle Abschnitt durch Köln. Wie bei allen Jakobswegen üblich führen die Wege von Kirche zu Kirche, sodass diese Etappe natürlich am Kölner Dom endet. Wir für unseren Teil waren so vertieft in unsere Gespräche, dass wir auch die asphaltlastigen Abschnitte durch Köln eigentlich nicht als unschön empfunden haben. Ganz im Gegenteil haben wir auch hier unsere Selbstverantwortlichkeit wahrgenommen und uns die eine oder andere Rast, wie auch einen gemütlichen Aufenthalt in einer schönen kleinen Eisdiele genossen. 😉 Und vielleicht ist ja auch gerade das eine weitere Erkenntnis des Weges … das Gute wahrzunehmen, beim Schopfe zu packen und zu genießen, wie es denn kommt. Dann fällt das, was beschwerlich ist und bewältigt werden will, plötzlich auch nur noch halb so schwer! 🙂
Wirklich interessieren würde mich, ob Ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen beim Pilgern gemacht habt? Wie ist es Euch ergangen? War Pilgern für Euch anders, als eine „ganz normale Wanderung“?
Falls Ihr noch nie gepilgert seid, dann kann ich Euch sehr empfehlen, es einmal auszuprobieren. Wer weiß, wohin es Euch führt? 😉
Ich jedenfalls wünsche Euch ganz viel Spaß beim Selbst-Pilgern und viele tolle Erfahrungen und Erkenntnisse!
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